Im Interview mit Iman Meskini
Lang lebe die Liebe

Iman Meskini ist Darstellerin in der norwegischen Fernseh- und Webserie Skam (zu deutsch u.a. „Scham“). Während eines Studentenaustauschs in Jordanien entschloss sie sich, zu heiraten. Bei ihrem Aufenthalt besuchte sie auch NRC Flüchtlingshilfe.
Der botanische Garten der Universität Oslo beherbergt elegante Gassen und romantische Torbögen aus geflochtenen Weiden, Sträucher, Gewächshäuser und Blumenbeete mit Tausenden von Pflanzenarten.
Die Luft ist erfüllt von Vogelzwitschern und dem Klappern von Tassen und Besteck. Inmitten der Cafébesucher – weißhaarige Frauen und Männer auf Vaterschaftsurlaub – sitzt eine junge Frau mit Hidschab. Ihr Name ist Iman Meskini, 22, in Norwegen bekannt als Sana aus der norwegischen Serie „Skam“.
Sie und Mourad Jarrari, 27, posierten für ihre Bilder unter einem Bogen von grünen Weidenzweigen. Die eigentliche Hochzeit, die im Juni in einer Moschee und Rathaus Oslo stattfand, war ein gut gehütetes Geheimnis, bis sie vollzogen war. Iman postete eine Nachricht auf Instagram, die bisher 267.786 Likes erhalten hat:

Über die Heirat wurde sowohl in der norwegischen als auch in der internationalen Presse berichtet.
Das Paar lernte sich bei einer Veranstaltung zur Förderung von Vielfalt und Integration kennen, bei dem Mourad als Freiwilliger arbeitete.
War es Liebe auf den ersten Blick?
„Es war zumindest sofort Interesse da. Er war witzig. Sehr witzig. Er hatte kurz vorher als DJ bei einem Konzert aufgelegt – und seine Haare waren knallgelb gefärbt.“
Zu diesem Zeitpunkt war Iman in Oslo auf Urlaub vom Militär, dem sie beigetreten war, um ein Gefühl von Gemeinschaft zu bekommen. In einer Uniform ist jeder gleich viel wert, ungeachtet seines Aussehens und seiner Vergangenheit.
Sie sagt, die arabische Sprache habe acht verschiedene Wörter für „Liebe“.

Was sagt der Koran über die Liebe?
„Vieles. Natürlich ist da die Liebe zu Gott. Aber in erster Linie ermutigt er zur Nächstenliebe. Und die Erde, die Tiere und die Natur zu lieben. Seine Familie zu lieben. Seine Mutter zu lieben.“
Eines Tages bemerkte Iman, dass sie sich kaum an die arabische Sprache erinnerte, die sie als Kind gelernt hatte. Daher begann sie, an der Universität Arabisch zu studieren.
„Als ich ein Jahr alt war, zogen wir von Norwegen nach Syrien, weil meine Mutter Arabisch studierte – so wie ich jetzt. Zuerst lebten wir in der Hauptstadt Damaskus, später zogen wir näher an die libanesische Grenze. Wir hatten ein großes Haus mit Garten, Hühnern und einem Hahn. Ich ging zur Vorschule und trug eine Schuluniform. Vor jedem Wochenende sagte der Lehrer: ‚Jetzt müsst ihr nach Hause gehen und eure Eltern auf die Stirn küssen’. Und das taten wir. Meinen Eltern gefiel es in Syrien so gut, dass wir dort fünf Jahre lang blieben.“
Die erste Episode von „Skam“ wurde am 22. September 2015 veröffentlicht. Ein paar Tage zuvor war ein dreijähriger syrischer Junge kurdischer Herkunft, Alan Kurdi, tot in Bodrum in der Türkei gefunden worden. Seine Familie war vor dem Krieg in Syrien geflohen und hatte versucht, die Grenze von der Türkei nach Griechenland zu überqueren. Der Junge ertrank im Mittelmeer, zusammen mit seinem Bruder Galib und seiner Mutter Rehana. Auf dem Foto liegt er auf dem Bauch – es sieht aus, als würde er schlafen. Das Foto von dem toten Alan schockierte die Welt.

Das Zaatari-Flüchtlingslager: Iman trifft eine Gruppe von Mädchen aus der siebten Klasse, die ihr vom Better-Learning-Programm (BLP) erzählen. Das Programm hilft Kindern und Jugendlichen, die ein Trauma erlitten haben. Ziel ist es, dass diese Schülerinnen und Schüler trotz ihres hohen Angst- und Stresslevels in der Schule zu lernen imstande sind. Jon-Håkon Schultz, Professor für Bildungspsychologie n der Universität Tromsø war für die Entwicklung des Programms verantwortlich.
„Die Zeit stand still, als ich das Foto sah. Ich weiß noch, dass ich es auf den sozialen Medien geteilt habe. Es war ein Wink, dass wir aufwachen mussten – und zwar sofort.“
Der Arabische Frühling wurde in Syrien brutal niedergeschlagen, zur selben Zeit, als die IS-Gruppe begann Fuß zu fassen. Wie war das für dich, dass all dies in einem Land geschah, an das du so viele Kindheitserinnerungen hattest?
„Wir standen unter Schock. Es war kaum vorstellbar, dass wir dort einmal gelebt hatten. Meine Mutter und mein Vater hatten in Syrien sogar ein Ferienhaus gebaut. Wir wissen nicht einmal, ob es jetzt noch steht. Und wenn, dann hoffen wir, dass es von jemandem genutzt wird, der es braucht. Wir denken an all unsere Freunde und fragen uns, ob sie noch am Leben sind.“
Iman besucht an der Universität Oslo Kurse in Nahoststudien. Im Frühjahr 2019 fuhr sie als Austauschstudentin für vier Monate nach Jordanien.

Seit dem Ausbruch des Krieges in Syrien im Jahr 2012 hat Jordanien Hunderttausende syrische Geflüchtete aufgenommen. Die meisten leben in Gastgebergemeinden in verschiedenen Teilen Jordaniens. In einem Jugendzentrum in der Stadt Irbid trifft Iman Byna, die für NRC Flüchtlingshilfe arbeitet. NRC Flüchtlingshilfe arbeitet seit 2017 mit der gemeindebasierten Organisation Youth Without Borders zusammen. Byna sagt, das Ziel sei es, den Jugendlichen ihren Glauben an sich selbst zurückzugeben und sie zu motivieren, ehrenamtliche Arbeit zu leisten.
„Ich hatte mir schon lange gewünscht, mit Flüchtlingen zu arbeiten, und das möchte ich auch weiterhin tun. Als ich die Mittelstufe besuchte, habe ich ehrenamtlich beim Roten Kreuz gearbeitet. Jeden Sonntag gingen wir zu einem Asyl-Empfangszentrum in Vestby und machten etwas mit den Kindern, die dort lebten. Wir gingen auf den Spielplatz, ins Kino, zum Bowling oder zum Strand.“
Lesen Sie hier mehr über unsere Arbeit in Jordanien.
Ein anderer Darsteller der Serie „Skam“, Marlon Langelang, produzierte letztes Jahr zusammen mit NRC Flüchtlingshilfe die Instagram-Serie „Marlon’s Journey“. Er reiste um die Welt und besuchte junge Menschen auf er Flucht in seinem Alter.

Seit dem Ausbruch des Krieges in Syrien im Jahr 2012 hat Jordanien Hunderttausende syrische Geflüchtete aufgenommen. Die meisten leben in Gastgebergemeinden in verschiedenen Teilen Jordaniens. In einem Jugendzentrum in der Stadt Irbid trifft Iman Byna, die für NRC Flüchtlingshilfe arbeitet. NRC Flüchtlingshilfe arbeitet seit 2017 mit der gemeindebasierten Organisation Youth Without Borders zusammen. Byna sagt, das Ziel sei es, den Jugendlichen ihren Glauben an sich selbst zurückzugeben und sie zu motivieren, ehrenamtliche Arbeit zu leisten.
Seit dem Ausbruch des Krieges in Syrien im Jahr 2012 hat Jordanien Hunderttausende syrische Geflüchtete aufgenommen. Die meisten leben in Gastgebergemeinden in verschiedenen Teilen Jordaniens. In einem Jugendzentrum in der Stadt Irbid trifft Iman Byna, die für NRC Flüchtlingshilfe arbeitet. NRC Flüchtlingshilfe arbeitet seit 2017 mit der gemeindebasierten Organisation Youth Without Borders zusammen. Byna sagt, das Ziel sei es, den Jugendlichen ihren Glauben an sich selbst zurückzugeben und sie zu motivieren, ehrenamtliche Arbeit zu leisten.

Das Zaatari-Flüchtlingslager: Iman trifft eine Gruppe von Mädchen aus der siebten Klasse, die ihr vom Better-Learning-Programm (BLP) erzählen. Das Programm hilft Kindern und Jugendlichen, die ein Trauma erlitten haben. Ziel ist es, dass diese Schülerinnen und Schüler trotz ihres hohen Angst- und Stresslevels in der Schule zu lernen imstande sind. Jon-Håkon Schultz, Professor für Bildungspsychologie n der Universität Tromsø war für die Entwicklung des Programms verantwortlich.
Das Zaatari-Flüchtlingslager: Iman trifft eine Gruppe von Mädchen aus der siebten Klasse, die ihr vom Better-Learning-Programm (BLP) erzählen. Das Programm hilft Kindern und Jugendlichen, die ein Trauma erlitten haben. Ziel ist es, dass diese Schülerinnen und Schüler trotz ihres hohen Angst- und Stresslevels in der Schule zu lernen imstande sind. Jon-Håkon Schultz, Professor für Bildungspsychologie n der Universität Tromsø war für die Entwicklung des Programms verantwortlich.
Iman im Flüchtlingslager Zaatari. Als das Lager am 29. Juli 2012 eröffnet wurde, war es als vorübergehende Lösung für die Unterbringung syrischer Flüchtlinge gedacht, die bald nach Hause zurückkehren würden. NRC war eine der ersten Organisationen, die ihre Arbeit in Zaatari aufnahm. Wir helfen Menschen mit Unterkunft, informeller Schulbildung für Kinder, Berufsausbildung für Jugendliche und Verteilung von Nothilfe. Im Juli 2018 wurden nach Angaben der UN-Flüchtlingsbehörde 78.552 Flüchtlinge in Zaatari registriert.
Iman im Flüchtlingslager Zaatari. Als das Lager am 29. Juli 2012 eröffnet wurde, war es als vorübergehende Lösung für die Unterbringung syrischer Flüchtlinge gedacht, die bald nach Hause zurückkehren würden. NRC war eine der ersten Organisationen, die ihre Arbeit in Zaatari aufnahm. Wir helfen Menschen mit Unterkunft, informeller Schulbildung für Kinder, Berufsausbildung für Jugendliche und Verteilung von Nothilfe. Im Juli 2018 wurden nach Angaben der UN-Flüchtlingsbehörde 78.552 Flüchtlinge in Zaatari registriert.
Im vergangenen Frühjahr wandte sich Iman an NRC Flüchtlingshilfe und fragte, ob sie die letzte Woche ihres Aufenthalts in Jordanien bei uns verbringen dürfe. Unter anderem luden wir sie ein, Zaatari, das größte Lager für syrische Geflüchtete, zu besuchen, in dem über 77.000 Menschen leben.
„Dieses Lager ist wie eine kleine Stadt, mit Straßen, Märkten und Läden. Das leuchtet ein, weil die Menschen schon so lange dort leben. Sie heiraten, bekommen Kinder und gehen zur Schule. Die Kinder kennen gar kein anderes Leben. Das ist ihre Welt und alles, was sie kennen. Das erinnert mich ein wenig an die Kinder, denen ich im Asylzentrum begegnet bin. Für diese Kinder war das auch das einzige Leben, das sie kannten.“
Iman sprach mit den Geflüchteten in Zaatari in syrischem Arabisch. Was ihr besonders auffiel, war die Großzügigkeit, mit der ihr begegnet wurde. Wie positiv, warmherzig und gastfreundlich die Menschen trotz ihres schwierigen Lebens waren. Viele hatten jede Hoffnung verloren.

Die syrische Geflüchtete Ghaida’a kam 2014 nach Zaatari. Auf dem Foto zeigt sie Iman, wie man ein Stiftemäppchen näht. Die beiden lernten sich im NRC Flüchtlingshilfe-Jugendzentrum in Zaatari kennen, wo Ghaida’a einen Schneiderkurs besucht. In Jordanien bieten wir sowohl in Zaatari als auch im Azraq-Flüchtlingslager Schneiderkurse für Jugendliche an. Der Kurs richtet sich an junge Männer und Frauen zwischen 18 und 23.
Die syrische Geflüchtete Ghaida’a kam 2014 nach Zaatari. Auf dem Foto zeigt sie Iman, wie man ein Stiftemäppchen näht. Die beiden lernten sich im NRC Flüchtlingshilfe-Jugendzentrum in Zaatari kennen, wo Ghaida’a einen Schneiderkurs besucht. In Jordanien bieten wir sowohl in Zaatari als auch im Azraq-Flüchtlingslager Schneiderkurse für Jugendliche an. Der Kurs richtet sich an junge Männer und Frauen zwischen 18 und 23.
„Aber ich lernte ein Mädchen kennen, das so alt war wie ich. Sie hatte einen Platz in einem dreimonatigen Nähkurs bekommen, der von NRC Flüchtlingshilfe angeboten wurde. Es hat mich so berührt, wie sehr sie sich darüber freute, etwas Nützliches zu tun. Im Alltag etwas zu tun zu haben, gibt den Geflüchteten neue Hoffnung.“
Lesen Sie mehr über NRC Flüchtlingshilfe, Schulen und Bildung.

Iman möchte in der Flüchtlingshilfe arbeiten.
Iman möchte in der Flüchtlingshilfe arbeiten.
Der Himmel über dem botanischen Garten ist blau. Imans ockergelbes Tuch ist fest um ihren Kopf gebunden. Ein Ende hängt an der Seite herunter. Sie trägt ein hellblaues Blümchenkleid, das bis zum Hals zugeknöpft ist.
Du hast bei der Entwicklung der Figur Sana mitgewirkt. Was war dir dabei besonders wichtig?
„Wir waren uns einig, dass sie ein muslimisches Mädchen sein sollte, die zwar einen Hidschab trägt, aber nicht unterdrückt wird. Ein starkes, unabhängiges Mädchen.“
„Skam“ wurde ein großer Erfolg und für seine Neuartigkeit gefeiert. In der Serie geht es um den Alltag eine Gruppe von Jugendlichen in einer Osloer Schule.
Die vierte und letzte Staffel der Serie lief im Frühjahr 2017. In dieser Staffel ist Sana die Hauptfigur und die Serie beleuchtet Themen wie das Internet, Religion und Multikulturalismus in Norwegen.
„Mir war es wichtig, den religiösen Aspekt einzubeziehen. Denn wenn man selbst nicht gläubig ist, ist es schwer, das anderen begreiflich zu machen. Etwa das Gefühl, das man beim Beten hat.“
Was sind deiner Meinung nach die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dir und Sana?
„Gemeinsam haben wir den Glauben. Wir sind beide muslimische Mädchen in einer säkulären Gesellschaft und versuchen, den Glauben und die Religion mit einem modernen Leben in Einklang bringen. Unterschiedlich sind unsere Persönlichkeiten, unsere Herkunft und wie wir uns kleiden. Sana trägt Schwarz und dunkle Farben, während ich es bunt mag. Sana wird gemobbt und reagiert darauf mit Wut. So bin ich nicht.“
Imans Mutter ist ihr Vorbild. Sie stammt aus dem Südosten Norwegens und arbeitet als Lehrerin und hilft Menschen, die Schwierigkeiten haben, eine Arbeit zu finden:
„Meine Mutter hat ein paar wichtige Entscheidungen getroffen, als sie jung war, und irgendwie schafft sie es, bis heute, nach so vielen Jahren, immer noch zu diesen Entscheidungen zu stehen.“
Ihr Vater stammt aus Tunesien. Er ging früh von zu Hause weg und lebte einige Jahre in Deutschland. Dann kam er nach Norwegen und lernte Imans Mutter kennen, die auch Deutsch spricht. Iman wuchs als Zweitjüngste unter fünf Geschwistern auf.
Im kommenden Herbst wird Iman durch Norwegen reisen und Vorträge über Identität und den Mut halten, man selbst zu sein.
Also, in Jordanien hast du beschlossen, Mourad zu heiraten, richtig?
Sie lacht ein wenig:
„Ja, aber mir war immer klar, dass ich eines Tages heiraten würde. Ich musste nur noch den richtigen Menschen finden. Ich habe auch davor schon Jungs gekannt. Aber dieses Mal war es etwas völlig anderes. Es fühlte sich richtig an.“
Ein Windhauch fährt durch ihr Tuch. Sie sagt:
